Ein kleines Lauf-Glossar

Borg-Skala

Während einer Belastung ermöglicht es die Borg-Skala, die subjektiv empfundene Anstrengung eines Läufers zu erfassen und zu beurteilen. Die Skala reicht von 0 bis 10, wobei 0 kein, 1 ein sehr leichtes und 10 ein maximales Anstrengungsempfinden darstellt. Der Arzt hält die Skala während dem Leistungstest auf Augenhöhe des Läufers. Dieser gibt an, wie anstrengend das Laufen für ihn ist, indem er eine Zahl auf der Borg-Skala nennt.

Laktat

Je mehr Leistung der Körper zu erbringen hat, desto mehr Sauerstoff muss er bereitstellen und umso schneller atmet der Läufer. Doch dieses Sauerstoff-Gewinnungs-System hat natürlich seine Grenzen. Wenn der Köper noch mehr leisten soll – beispielsweise in Extremsituationen – setzt er einen Ausweichprozess in Gang: Der anaerobe Stoffwechsel (ohne Sauerstoff). Dessen Kennzeichen ist die Produktion eines vielbeschriebenen Stoffs: Dem Laktat (Milchsäure). Seit Urzeiten ist der menschliche Körper auf mehrere Standardsituationen eingerichtet:

Situation 1: Der Steinzeitjäger trabt tagelang einem verletzten Mammut hinterher.
Situation 2: Der Steinzeitjäger sollte schneller am Ziel sein, als seine Konkurrenz.
Situation 3: Ein Raubtier bricht durch die Büsche neben dem Steinzeitjäger.

Wird also in der dritten Situation der Jäger zum Gejagten und ist der nächste rettende Baum weiter als nur ein paar Schritte entfernt, läuft in seinem Körper Folgendes ab: Der Spurt lässt den Puls sofort in die Höhe schnellen, je schneller der Jäger läuft desto mehr keucht er. Die zunehmende Atemlosigkeit zeigt, dass der Körper nicht genug Sauerstoffnachschub hat. Dies löst die Alarmstufe Rot des Organismus aus und er beginnt die Kohlenhydrate ohne Sauerstoff zu verheizen – anaerob, wie Fachleute diesen Vorgang nennen.

Abbau des Laktats
Bei der Verbrennung von Kohlenhydraten mit Sauerstoff resultiert Kohlendioxid und Wasser, bei jener ohne Sauerstoff eben die Milchsäure. Produziert der Körper davon mehr, als er abbauen kann, setzt die Milchsäure die Kontraktion von einer Muskelzelle nach der andern ausser Betrieb und lähmt so die Muskeln. Der Körper kann aber maximal vier Millimol Laktat pro Liter Blut verarbeiten – er ist dann an der “anaeroben Schwelle”angelangt. Rettet sich also der Steinzeitjäger auf den Baum und kann sich dort ausruhen, macht sich sein Körper daran, die produzierte Milchsäure sofort wieder abzubauen. Ganz anders sieht die Situation für einen Läufer aus, der ausser Atem geraten ist. Sein Körper produziert stetig noch mehr Milchsäure, um mittels Verbrennung von Kohlenhydraten die von ihm abverlangte Energie freizusetzen. Die Muskeln produzieren dann mehr Milchsäure, als dass sie abbauen können. Der Körper rächt sich mit “schweren Beinen”, wenig später mit Krämpfen und schliesslich mit der sagenumwobenen “Wand”, nach der gar nichts mehr geht (oder läuft).

Je mehr ein Läufer trainiert, umso mehr gewöhnt sich der Körper an die geforderte Belastung. Der Läufer ist dann in der Lage, dieselbe Geschwindigkeit mit tieferem Puls zu rennen. Sein Körper nutzt immer länger Sauerstoff zur Energiegewinnung und produziert daher immer weniger Laktat. Dies nennt man den Trainings-Effekt.
(Quelle: “Marathon leicht gemacht” von Thomas Wessinghage, Markus Ryffel und Valentin Belz.)

Laktatstufentest

Beim Laktatstufentest wird vom Läufer eine immer grössere Leistung abverlangt. Die Geschwindigkeit auf dem Laufband wird stufenweise erhöht. “Bei einer festgelegten Geschwindigkeit pendelt sich ein bestimmter Puls ein”, erklärt Sportarzt Robert Greuter. Mittels Blutentnahme stellt der Arzt die Menge der bei dieser Belastung produzierten Milchsäure fest. In der Regel wird dann die Leistung eines Läufers bei vier Millimol immer wieder verglichen, um die Trainingseffizienz zu eruieren. Der Laktatstufentest eignet sich zur Feststellung des Trainingzustandes. Greuter: “Im Gegensatz zur Spiro-Ergometrie gibt er aber keinen Aufschluss über das Befinden von Kreislauf- und Lungensystem.”

Laufstile

Man unterscheidet je nach Landung des Läufers zwischen Fersen-, Mittelfuss- und Vorfusslaufen. Zu beachten gilt, dass es kein richtig oder falsch gibt – auch sind Fersenläufer nicht zwingend die langsameren Sportler als die Vorfussläufer.

Beim Fersenlaufen landet der Mensch auf dem Fersen und rollt über den Fuss ab. Die Mehrheit der Freizeitläufer ist so unterwegs. Dieser Laufstil schont zwar die Muskulatur, ist deshalb energetisch ökonomischer, er beansprucht hingegen Bänder und Knochen stark.

Beim Vorfusslaufen landet der Mensch – wie es der Name schon sagt – auf dem Vorfuss, wobei die Muskeln die Federungs- und Dämpfungsaufgaben übernehmen. Deshalb wird dieser Laufstil als aktiver Laufstil bezeichnet. Er ist sehr kräftezehrend, da die Muskeln die gesamte Arbeit übernehmen.

Beim Mittelfusslaufen setzt der Läufer mit dem gesamten Fuss auf dem Boden auf, mit einer leichten Betonung auf dem Ballen. Der Körper dämpft die Landung mit den Muskeln. Dieser Laufstil eignet sich für längere Strecken, weil er ein Kompromiss darstellt zwischen den beiden Extremen Fersen- und Vorfusslaufen.

Spiro-Ergometrie

Die Spiro-Ergometrie ist ein stufenweise ansteigender Belastungstest auf dem Laufband oder auf dem Fahrrad. Neben den Parametern Herzfrequenz und Laktat analysiert der Sportarzt über eine Maske die Sauerstoffaufnahme und die Kohlendioxidabgabe des Sportlers. Er kann dadurch Aussagen über die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Herz, Lunge und Kreislauf machen. Die Spiro-Ergometrie liefert zudem wichtige Details über den Energiestoffwechsel. So gibt dieser Leistungstest beispielsweise Aufschluss darüber, wie hoch der Anteil von Kohlenhydraten und Fetten beim Energieumsatz ist und zeigt damit die Arbeitsökonomie der Muskulatur. Eine Spiro-Ergometrie definiert auch die maximale Sauerstoffaufnahme (genannt VO2 max) des Körpers im derzeitigen Trainingszustand. Damit lassen sich Trainingsfortschritte festhalten. Verbunden mit einem Elektrodiagramm kann der Arzt feststellen, ob zunehmende Belastungen beim Läufer Herzrhythmus- oder Durchblutungsstörungen hervorrufen. Neben den computergesteuerten Messungen eruiert der Sportarzt mittels der Borgskala das subjektive Anstrengungsempfinden des Läufers und stellt dieses den medizinischen Daten gegenüber.